„Die Nebenübungen als Kraftquelle im individuellen und sozialen Leben“
Zusammenfassung eines Vortrages von Frau Dr. med. Michaela Glöckler
Wir sind als Menschen unvollkommene Wesen. Die Natur hat uns nicht festgelegt, wie wir zu sein haben. Krone der Schöpfung bedeutet also, dass die Natur, die Schöpfung, im wahrsten Sinne des Wortes in jedem von uns zu einem Ende gekommen ist. Wenn Freiheit als neue Qualität in dieser Schöpfung entstehen soll, als etwas, das nur durch den Menschen und seine Art der Entwicklung möglich werden kann – dann muss es im Menschen einen Bereich geben, über den nur er allein verfügen kann. Diesen seelischen Freiraum bewusst zu machen und zu üben, ihn gut zu gebrauchen – das scheint Hintergrund und Sinn der Nebenübungen zu sein. Indem wir diese Übungen machen, erleben wir unmittelbar, in welchem Maße unsere gesamte geistig-seelische Entwicklung von unserem freien Willen abhängt. Der Mensch ist der Ort der Verwandlung, wo bisherige Schöpfung an ihr Ende kommt und eine neue Schöpfung beginnt.
Michaela Glöckler hielt diesen Vortrag und ein Seminar am 20. und 21. September im Rudolf Steiner Haus. Er ist Hintergrund und Vorbereitung auf das Thema: „Die Nebenübungen als Kraftquelle im individuellen und sozialen Leben“
Dr. med. Michaela Glöckler, Kinderärztin; bis 1987 am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und schulärztliche Tätigkeit an der Rudolf Steiner Schule Witten; 1988 bis 2016 Leitung der Medizinischen Sektion am Goetheanum/Schweiz; Mitbegründerin der Alliance for Childhood und der Europäischen Allianz von Initiativen angewandter Anthroposophie/ELIANT; internationale Vortrags- und Seminartätigkeit; diverse Publikationen zu Fragen der Medizin, Pädagogik, Erziehung, u.a. Mitautorin der bekannten Erziehungsratgeber «Kindersprechstunde» und «Elternsprechstunde“
Ein freies, selbstbestimmtes Wesen kann nur ich aus mir selbst machen, die Natur kann es nicht, die Gesellschaft kann es nicht – ich darf und ich muss es selber machen. Wenn ich es aber nicht mache – welche Identität habe ich dann? Wir haben die drei Worte für unsere Identität: Ich, wahres Selbst und Höheres Selbst. Das wahre Selbst ist das, was ich mir als Ideal in innerster Wahrhaftigkeit und Gewissensfreiheit selber vornehme „zu werden“. Meist sind es Zeiten der Krise, in denen wir merken: „Wenn ich mich jetzt nicht wirklich ergreife, mir selber sage, was und wer ich werden will, dann herrschen andere über mich oder ich werde krank oder rutsche völlig ab.“ Wenn wir in diesen dunklen Stunden bestehen wollen, sind wir gefordert, diesen Schritt der Selbstbestimmung zu wagen – wenn nichts mehr trägt, lernen wir, uns in uns selbst zu halten und unserem Werde-Ideal, das uns trägt, zu vertrauen. Weiterlesen „Das eigene Menschsein entwickeln Teil II“
„Die Nebenübungen als Kraftquelle im individuellen und sozialen Leben“
Zusammenfassung eines Vortrages von Frau Dr. med. Michaela Glöckler
Wir sind als Menschen unvollkommene Wesen. Die Natur hat uns, im Gegensatz zur sonstigen Schöpfung, nicht festgelegt, wie wir zu sein haben. Wir sind als Menschen fähig zu liebevollsten Handlungen und zu massivster Zerstörung. Wohin wollen und können wir uns entwickeln, welchen Sinn wollen wir unserem Dasein geben? Was ist meine Identität, mein „Leitbild“, wie ich als Mensch auf Erden sein möchte? Wir müssen mit unseren Bewusstseinskräften ersetzen, was der Körper instinktiv nicht leistet. Dieses Phänomen ist der Hintergrund für die Notwendigkeit, an sich zu arbeiten.
Michaela Glöckler hielt diesen Vortrag und ein Seminar am 20. und 21. September im Rudolf Steiner Haus. Er ist Hintergrund und Vorbereitung auf das Thema: „Die Nebenübungen als Kraftquelle im individuellen und sozialen Leben“
Dr. med. Michaela Glöckler, Kinderärztin; bis 1987 am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und schulärztliche Tätigkeit an der Rudolf Steiner Schule Witten; 1988 bis 2016 Leitung der Medizinischen Sektion am Goetheanum/Schweiz; Mitbegründerin der Alliance for Childhood und der Europäischen Allianz von Initiativen angewandter Anthroposophie/ELIANT; internationale Vortrags- und Seminartätigkeit; diverse Publikationen zu Fragen der Medizin, Pädagogik, Erziehung, u.a. Mitautorin der bekannten Erziehungsratgeber «Kindersprechstunde» und «Elternsprechstunde“
Ich freue mich, dass wir zu diesem schönen und hilfreichen Thema zusammengekommen sind.
Warum ist dieses Thema so wichtig? Weil wir Menschen sehr interessante Wesen sind. Was macht die Sonderstellung des Menschen aus? In biblischer Tradition heißt der Mensch sogar „Krone der Schöpfung“. Und dann sehen wir, wie wir unsere Erde zerstören, Mord und Totschlag anrichten und immer wieder herumrätseln, was eigentlich der Mensch ist. Schaut man in die Natur, stellt man fest: Die Schöpfung gelingt mühelos.
Die gegenwärtigen gesellschaftlichen Krisen bringen gewohnte Sicherheiten des Lebens zum Wanken und erschüttern Vertrauen: Können wir uns angesichts der Klimakrise auf unseren Lebensraum verlassen? Können wir bei den vielen Konflikte im Zwischenmenschlichen, im Gesellschaftlichen und den kriegerischen Auseinandersetzungen auf menschliche Beziehungen bauen? Sind die zahllosen Informationen, die wir täglich erhalten, vertrauenswürdig? Zu den Krisen der Gegenwart gehört auch die Vertrauenskrise.
Dr. Matthias Girke ist Mitbegründer des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe, Klinik für Anthroposophische Medizin, und war dort über 21 Jahre Leitender Arzt der Allgemeinen Inneren Medizin. 2016 übernahm er die Leitung der Medizinischen Sektion am Goetheanum in der Schweiz und seit 2017 ist er Vorstandsmitglied der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft.
Vertrauen kann abnehmen, sogar zerstört werden. Umso mehr entsteht dann die Frage: Woher kommen neue Kräfte des Vertrauens und wie lassen sich ihre Quellen erschließen?
Interview mit Annette Horster-Schepermann, Traumatherapeutin
Das Wort „Trauma“ wird seit einiger Zeit häufig verwendet. Flucht und Kriege sind häufig Ursachen von Traumatisierungen, aber auch andere Ereignisse führen zu seelischen Verletzungen. Wann aber kann man von einem Trauma sprechen und was sind Traumafolgestörungen? Die heutige Traumatherapie kann diese Verletzungen heilen oder zumindest deutlich lindern. Und: „Wir dürfen uns heute bewusst machen: Wir geben nicht nur unverarbeitete Traumatisierungen, sondern auch deren Überwindung und unsere dabei errungene Ich-Stärke und Resilienz transgenerational an unsere Kinder und zukünftige Generationen weiter!“
Interviewpartnerin: Annette Horster-Schepermann, Studium der Psychologie in den USA und Hamburg. Seither tätig als Psychologin im Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst in Eppendorf und in der waldorforientierten Psychotherapeutischen Praxisgemeinschaft Bergstedt. Weiterbildungen in Anthroposophischer Psychotherapie, Familientherapie und Kinder-, Jugendlichen- und Erwachsenen-Traumatherapie, waldorforientierte analytische Kunsttherapeutin, Sterbebegleiterin. Mitbegründerin und fachliche Leitung des Isis-Institutes Hamburg und des Pegasos-Netzwerkes für spirituell erweiterte integrative Traumatherapie. Seit 2022 fachliche Leitung der beiden Weiterbildungsgänge in waldorforientierter Traumapädagogik und Traumatherapie des Isis-Institutes Hamburg (www.isis-institut-hamburg.de), Mitautorin des Lehrbuches für waldorforientierte Trauma- und Notfallpädagogik „Kinder stärken – Zukunft gestalten“, Dozentin zur Pentagramm-Traumaarbeit im Studiengang Notfall- und Traumakunsttherapie an der Alanus-Hochschule in Alfter.
Christine Pflug: Die Begriffe Trauma und Traumatisierung werden in der letzten Zeit häufig benutzt, manchmal habe ich den Eindruck, auch unangemessen und inflationär. Was genau ist ein Trauma?Weiterlesen „Traumata“
Zusammenfassung eines Vortrages von Dr. med. Wolfgang Rißmann, Psychiater
Ist die moderne Psychologie eine Naturwissenschaft, deren Ziel die Voraussage und Kontrolle des Verhaltens ist? Oder kommt es auf das Erleben des Menschen an? Welche Rolle spielt der Geist, insofern man diesen überhaupt anerkennt, in seinem Verhältnis zum Leib und zur Seele des Menschen? Es gibt dazu verschiedene Meinungen und Strömungen, die bis heute nicht geklärt sind. Wie hat sich Rudolf Steiner zu diesen Fragen geäußert? Er gibt keine Definitionen, sondern weist auf Wege hin, sich diesen Themen zu nähern.
Wolfgang Rißmann hielt diesen Vortrag am 7. September 2022, veranstaltet vom Zweig am Rudolf Steiner Haus.
Dr. med. Wolfgang Rißmann ist Facharzt für Psychiatrie und war leitender Arzt und Qualitätsmanager an der Friedrich-Husemann-Klinik in Buchenbach bei Freiburg i.Br. Er ist in der Ausbildung von Medizinstudenten, Ärzten, Pflegenden und Therapeuten tätig. Vielfältige Vortrags- und Seminartätigkeit zu den Themen der allgemeinen Anthroposophie und Prävention psychischer Krankheiten. Besonderer Arbeitsschwerpunkt ist die Entwicklung von anthroposophischen Arzneimitteln bei psychischen Krankheiten. Seit Februar 2014 Privatpraxis für Psychiatrie in Hamburg-Volksdorf.
Den ersten Teil dieses Vortrages finden Sie im Hinweis-Heft März, in der Print-Ausgabe oder online unter www.hinweis-hamburg.de
Durch das Christentum erhielt die Frage nach der Seele eine ganz neue Wendung. Es galt, die Seele von ihren Unvollkommenheiten zu reinigen und in ihren Fähigkeiten weiterzuentwickeln im Hinblick auf den geistigen Auftrag der Menschheit. Bei dem achten ökumenischen Konzil von Konstantinopel 869 unterschied man nicht mehr zwischen Seele und Geist, sondern anerkannte nur noch die Seele. Man sprach von der Seele, die dem Leib gegenüberstehe. Damit begann der Leib-Seele-Dualismus.
Teil I. Zusammenfassung eines Vortrages von Dr. med. Wolfgang Rißmann, Psychiater
„Die Psychologie findet heute allenthalben Interesse, sie gilt als etwas, woran wir alle Anteil haben … denn wir alle sind der Stoff, von dem die Psychologie handelt.“ So die Aussage von zwei Psychologie-Professoren. Was aber ist die Seele? Die alten griechischen Philosophen sprachen von ihr, aber in der Wissenschaft der Neuzeit wird ausgeschlossen, dass eine Seele existiert.
Wolfgang Rißmann hielt diesen Vortrag am 7. September 2022, veranstaltet vom Zweig am Rudolf Steiner Haus.
Dr. med. Wolfgang Rißmann ist Facharzt für Psychiatrie und war leitender Arzt und Qualitätsmanager an der Friedrich-Husemann-Klinik in Buchenbach bei Freiburg i.Br. Er ist in der Ausbildung von Medizinstudenten, Ärzten, Pflegenden und Therapeuten tätig. Vielfältige Vortrags- und Seminartätigkeit zu den Themen der allgemeinen Anthroposophie und Prävention psychischer Krankheiten. Besonderer Arbeitsschwerpunkt ist die Entwicklung von anthroposophischen Arzneimitteln bei psychischen Krankheiten. Seit Februar 2014 Privatpraxis für Psychiatrie in Hamburg-Volksdorf.
Zusammenfassung eines Vortrages von Dr. Sebastian Lorenz
Der Mensch soll optimiert werden, er soll sein Aussehen, seine physischen, seelischen Möglichkeiten selbst bestimmen, Alterung und Tod verhindern. Und das mit den Mitteln der Technologie. Die Idee von einem Jungbrunnen oder einem Lebenselixier sind uralt und gehen bis auf das Gilgamesch-Epos zurück. Die technologischen Mittel aber werden immer besser, genialer und ermöglichen eine Lebensqualität, von der wir alle profitieren. Eine Weiterentwicklung des Menschen ist auch das Ziel der Anthroposophie. Was aber ist der Unterschied zum Transhumanismus? Wie steht der einzelne Mensch darin, einerseits der technischen Entwicklung nicht ausweichen zu können, sich von dieser aber nicht überrollen zu lassen? Und inwiefern ist der Mensch in all diesem „umkämpft“?
Dr. Lorenz ging diesen Fragen nach am 15. September in der Lukas-Kirche in der Reihe: Umkämpftes Menschenbild. Transhumanismus – Die Optimierung des Menschen?
Dr. med. Sebastian Lorenz, Jg. 1968, ist Arzt, Berater und Autor mit freier Forschungstätigkeit. Er arbeitet seit 1998 psychiatrisch im Kanton St. Gallen/Schweiz und wirkt mit Seminar- und Vortragstätigkeit im deutsch- und englischsprachigen Raum zu spirituellen, christlichen und zeitaktuellen Themen. Studium der Medizin, Philosophie, Theologie, Sprachen, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten von Zürich, Freiburg (Brsg.), Stuttgart (FH) und Harvard. Gegenwärtige Arbeitsschwerpunkte sind das Christuswesen, die Künstliche Intelligenz und die seelische Gesundheit des Menschen.
Zu Beginn des 9. Kapitels des Johannesevangeliums wird erzählt, wie Jesus einen Menschen heilt, der von Geburt an blind war. Man könnte daher mit etwas Übertreibung sagen, dass Christus der „ultimative Transhumanist“ ist. Wenn man dieses Bild der Heilung eines Blinden in sich belebt, kann man begeistert sein und sich freuen an dem Erfolg der Heilung. Diese Begeisterung und die Freude über den Erfolg an einer Heilung leben heute weiter in ganz vielen Menschen, die nichts wissen vom Christus, aber voller Tatendrang sind, solche Wunder zu vollbringen. Und solche Wunder werden heute von tatkräftigen Menschen vollbracht mit den Mitteln der Technologie.
Interview mit Ulrike Steurer, Ärztin, Dr. med. Irene Stiltz, Ärztin, Jörgen Day, Pfarrer i.R.
… gib jedem seinen eignen Tod. Das Sterben, das aus jenem Leben geht, darin er Liebe hatte, Sinn und Not.“ ¹Rainer Maria Rilke
Welchen Tod wünschen wir uns? Ist in einer extremen Situation eine Selbsttötung, sei es durch eine Assistenz oder alleine durchgeführt, Ausdruck oder Verletzung der Menschenwürde? Im Februar 2020 hat das Bundesverfassungsgericht die „Beihilfe zur Selbsttötung“ auf geschäftsmäßiger Grundlage für nicht mehr strafbar erklärt. Seitdem wird über den Handlungsbedarf und die Rahmenbedingungen auf gesellschaftlicher und politischer Ebene diskutiert.
Wie wird unser Selbstverständnis bestimmt? In der Mai-Ausgabe des Hinweis beschrieb Frau Michaela Glöckler, dass wir eine „alte“ Identität haben, die zum einen durch Erziehung und Einflüsse von außen gebildet wurde, und zum anderen darin besteht, wie wir uns selbst erleben. Beides ist sehr wechselhaft, weil die äußeren Umstände mehr oder weniger förderlich und sind und sich auch immer ändern. Erlebt der Mensch in seiner Biografie eine „zweite Geburt“, dann schafft er sich ein Selbstbewusstsein, das einen unzerstörbaren Mittelpunkt hat.
Die menschliche Biografie entwickelt sich in Gesetzmäßigkeiten. Wie verhält sich nun die biografische Entwicklung zu diesen beiden Formen der Identität?
Vorliegender Text ist eine Zusammenfassung eines online-Vortrages von Michaela Glöckler, gehalten auf einem webinar am 13./14. März, veranstaltet von der BVBA (Berufsvereinigung Biografiearbeit auf Grundlage der Anthroposophie www. biographiearbeit.de), an dem über 100 Teilnehmer*innen zuhörten. Der Titel hieß «Wer bin ich? Was ist mein Weg? Biografiearbeit als Schlüssel zu einem neuen Selbstverständnis».
Dr. med. Michaela Glöckler, Kinderärztin; bis 1987 am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und schulärztliche Tätigkeit an der Rudolf Steiner Schule Witten; 1988 bis 2016 Leitung der Medizinischen Sektion am Goetheanum/Schweiz; Mitbegründerin der Alliance for Childhood und der Europäischen Allianz von Initiativen angewandter Anthroposophie/ELIANT; internationale Vortrags- und Seminartätigkeit; diverse Publikationen zu Fragen der Medizin, Pädagogik, Erziehung, u.a. Mitautorin der bekannten Erziehungsratgeber «Kindersprechstunde» und «Elternsprechstunde»; mit der Biografiearbeit auf Grundlage der Anthroposophie seit deren Initiierung in den 1980er-Jahren durch den Psychiater Bernard C. Lievegoed verbunden.
Wie können wir in der Biografie mit ihren Gesetzen in jedem Lebensalter neue Aspekte unserer Identität erüben und erfahren? Wie verhält sich die biografische Entwicklung zu diesen beiden Formen der Identität? Weiterlesen „Wer bin ich? Was ist mein Weg?“
Wir leben drei Leben: unser ganz persönliches Leben, unser soziales Leben und unser Leben als Zeitgenosse*in, durch das wir am Schicksal der ganzen Menschheit Anteil haben. Allen drei Wege provozieren die Frage nach der eigenen Identität: Wer bin ich? Wie werde ich von den Menschen in meinem Umkreis gesehen? Was ist der Mensch – was heißt es für mich, ein Mensch zu sein oder besser: ein Mensch zu werden? Wie kann man ein Selbstverständnis finden, das einen festen Mittelpunkt in sich selber hat, der nicht mehr zu verunsichern ist, der so stabil ist, dass man ihn sogar durch die Todespforte tragen kann? Es gibt in den spirituellen Traditionen und auch im Christentum die wunderbare Lehre von zwei Geburten und von zwei Toden, man kann zweimal geboren werden und zweimal sterben.
Vorliegender Text ist eine Zusammenfassung eines online-Vortrages von Michaela Glöckler, gehalten auf einem webinar am 13./14. März, veranstaltet von der BVBA (Berufsvereinigung Biografiearbeit auf Grundlage der Anthroposophie www. biographiearbeit.de), an dem über 100 Teilnehmer*innen zuhörten. Der Titel hieß «Wer bin ich? Was ist mein Weg? Biografiearbeit als Schlüssel zu einem neuen Selbstverständnis».
Dr. med. Michaela Glöckler, Kinderärztin; bis 1987 am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke und schulärztliche Tätigkeit an der Rudolf Steiner Schule Witten; 1988 bis 2016 Leitung der Medizinischen Sektion am Goetheanum/Schweiz; Mitbegründerin der Alliance for Childhood und der Europäischen Allianz von Initiativen angewandter Anthroposophie/ELIANT; internationale Vortrags- und Seminartätigkeit; diverse Publikationen zu Fragen der Medizin, Pädagogik, Erziehung, u.a. Mitautorin der bekannten Erziehungsratgeber «Kindersprechstunde» und «Elternsprechstunde»; mit der Biografiearbeit auf Grundlage der Anthroposophie seit deren Initiierung in den 1980er-Jahren durch den Psychiater Bernard C. Lievegoed verbunden.
„Biografiearbeit als ein Schlüssel zu einem neuen Selbstverständnis“. Wenn man diesen Titel des Vortrages bedenkt, kann man das Wort „neu“ irritierend finden: Wieso müssen wir unser Selbstverständnis in ein altes und ein neues gliedern?
Wenn wir unsere menschliche Lebenszeit, die heute ungefähr 80 Jahre dauert, vergleichen mit der Lebenszeit von Tieren und Pflanzen, können wir einen deutlichen Unterschied beobachten. Die Lebenszeit bei Tieren und Pflanzen ist von der Natur wunderbar geregelt, d. h. wer nicht lebensfähig ist, geht in den Kreislauf der Natur zurück. Da gibt es keine Geburtshilfen oder Kliniken, keine erzieherischen und entwicklungsfördernden Maßnahmen; es gibt nur die natürliche Zuwendung der Muttertiere zu den Jungen. Alles ist großartig vom Instinkt her gesteuert. Und wenn keine Katastrophen oder andere Eingriffe passieren, haben die verschiedenen Arten eine für sie typische Lebenszeit. Tieren sterben in der Regel, wenn sie sich nicht mehr ernähren können, oder sie werden gefressen, weil sie in der Nahrungskette für andere Lebenswesen Futter sind.
Unser Immunsystem ist ein Instrument, mit welchem unser Ich die leiblich-seelische Individualität ständig schützt und gegen alles Fremde verteidigt. Man könnte auch sagen: Das Ich erkennt alles Nicht-Ich. Wie funktioniert diese Abwehr? Wie wird sie im Laufe des Lebens gebildet? Was schwächt sie? Und besonders bei der Pandemie stellt sich die Frage: Kann der Mensch in seiner Ichheit so ausreichend präsent und wach sein, um sich dadurch vor dem Corona-Virus zu schützen?
Interviewpartner: Prof. Dr. med. Volker Fintelmann, geboren 1935, studierte Medizin, promovierte 1961 in Hamburg und spezialisierte sich in Gastroenterologie. Im Krankenhaus Rissen war er als Leitender Arzt tätig und für zehn Jahre dessen Ärztlicher Direktor. Sein Anliegen ist die praktische und wissenschaftliche Ausarbeitung einer Anthroposophischen Medizin auf Grundlage der naturwissenschaftlichen Medizin. Er ist Autor zahlreicher Bücher und als Vortragsredner zu medizinischen und menschenkundlichen Themen tätig.
Christine Pflug: Was ist das Immunsystem und welche Aufgabe hat es?
Prof. Dr. Volker Fintelmann: Das Immunsystem ist eine der genialsten Organisationen, die wir leiblich-seelisch haben, weil sie alles vereinigt, was dazu dient, unsere Individualität vor allem zu schützen, was nicht unmittelbar zu ihr gehört. Jeder Mensch hat eine einzigartige Immunität; ein schwedischer Immunologe sagte, er kenne von dem Immunsystem des Menschen keine Kopie. Das Immunsystem ist etwas von dem Individuellsten, was der Mensch in sich trägt. Es stellt sich immer nur die eine große Aufgabe: Ich, dieser Mensch, mein Leib und meine Seele wollen uns gegenüber allem abgrenzen und nur wir ganz selbst sein. Weiterlesen „Sei du selbst! Spirituelle Immunologie und Covid-19“
mit Roswitha Willmann und Annette Willand vom Bernard Lievegoed Institut
„Gewalt“, „Gewaltprävention“ und „Kinderschutz“ sind Themen, die in Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Heimen zunehmend bewegt werden. Das Bernard Lievegoed Institut beschäftigt sich seit vielen Jahren innerhalb der Elternberatung und Diagnostik, in Weiterbildungen und Kollegiumsfortbildungen für Pädagogen und Sozialtherapeuten mit dieser Thematik.
Interviewpartnerinnen:
Roswitha Willmann ist Mitglied in der Fachstelle für Gewaltprävention von Anthropoi und Dozentin im Bernard Lievegoed Institut. Sie macht darüber hinaus Entwicklungsdiagnostik und -beratung für Schulkinder, Kindertherapie, Biografie- und Paarberatung, Rhythmische Massage, Mediation und Supervision.
Annette Willand ist Diplompsychologin und Dozentin im Bernard Lievegoed Institut. Außerdem macht sie dort Entwicklungsdiagnostik und -beratung für Babys, Krippen- und Kindergartenkinder, Kindertherapie, Embodiment-Concept sowie Psychologische Diagnostik und Gutachten.
Interview mit Frank Hörtreiter, Öffentlichkeitsbeauftragter der Christengemeinschaft
Queer, Transgender, Transsexualität – alles Begriffe, die in den letzten Jahren immer öfter auftauchen und zeigen, dass diese Themen in der Öffentlichkeit angekommen sind und immer mehr diskutiert werden. 2017 kam es durch eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zur Einführung eines dritten Geschlechts. Seit Anfang dieses Jahres muss auf allen behördlichen Formularen neben „männlich“ und „weiblich“ auch der Begriff „divers“ vermerkt werden. Hinter „divers“ verbergen sich vielfältige geschlechtliche Möglichkeiten, die biologischer und auch seelischer Natur sein können.
Bei der deutschen ZEIT-Vermächtnisstudie 2016 gaben von den 3.104 Befragten 3,3% an, „entweder ein anderes Geschlecht zu haben als bei ihrer Geburt zugewiesen oder sich schlicht nicht als weiblich oder männlich zu definieren. Das heißt: Knapp 2,5 Millionen Deutsche […]“. Tania Witte: Andersrum ist auch nicht besser: Willkommen im Mainstream. In: Zeit Online. 15. Juni 2017, abgerufen am 8. November 2019. In der ZEIT vom 20. Mai 2020 war in einem Artikel („Vom Recht, anders zu sein“) zu lesen, dass in „explodierenden Zahlen“ auch immer mehr Jugendliche mit ihrem Geschlecht nicht zurechtkommen. Sie lassen mit ärztlicher Behandlung eine Geschlechtsumwandlung durchführen. In Schweden stieg zwischen 2008 und 2018 die Zahl um 1.500 Prozent, in Deutschland ist der Trend ähnlich. Ein Thema, das auch bei Experten mehr Fragen als Antworten und kontroverse Positionen hervorruft.
Tritt mit dem Thema „Transidentität“ etwas in die Öffentlichkeit, was es immer schon gab, jetzt aber anerkannt wird und den Betreffenden eine neue Stimmigkeit in ihrem Körper und Leben verschafft?
Könnten es Anzeichen einer menschheitlichen Entwicklung sein, dass sich die Unterscheidung in zwei Geschlechter auflöst, wie Rudolf Steiner es für sehr zukünftige Zeiten beschrieben hat? Der Komponist Anton Webern, ein Schüler Schönbergs, sagte im letzten Jahrhundert: „Aus der Zweigeschlechtlichkeit ist ein Übergeschlecht entstanden.“ (Er sieht die Zwölftönigkeit als Fortführung der Dur-Moll-Tonalität, bei der Dur und Moll dem Männlichen und Weiblichen zugeordnet wird.) Beschleunigen sich heute Entwicklungen in einem Tempo, wie man es vor 100 Jahren nicht gedacht hätte?
Nächstes Jahr wird es von anthroposophischer Seite eine Fachtagung zu dem Thema geben „Mädchen, Junge, Divers? Das Geschlecht und seine Variationen“ (siehe am Ende des Interviews).
Wir haben es anscheinend mit einer kulturellen Entwicklung zu tun, die von uns verlangt, dass wir uns damit auseinandersetzen.
Interviewpartner: Frank Hörtreiter, geb. 1944, Studium der klassischen Philosophie und am Priesterseminar der Christengemeinschaft. Seit 1969 verheiratet, seit 1970 Priester, seit über 15 Jahren Öffentlichkeitsbeauftragter der Christengemeinschaft. Tätig als Pfarrer in Hamburg von 1970-1973 und 1996-2006, dazwischen 23 Jahre in Hannover und in Stuttgart und die letzten 14 Jahre wieder in Hannover; seit 5 Jahren emeritiert. Zurzeit schreibt er eine Studie Die Christengemeinschaft im Nationalsozialismus und ein Buch Geschichte der Christengemeinschaft. Seit ungefähr eineinhalb Jahren beschäftigt er sich mit dem Thema Transsexualität, seit ungefähr 25 Jahren mit gleichgeschlechtlicher Liebe.
Christine Pflug: Ich finde es interessant, dass Sie sich mit dem Thema gleichgeschlechtliche Liebe und Transsexualität nicht aus einer persönlichen Betroffenheit heraus beschäftigen (was abgesehen davon genauso gut wäre). Sie leben in einer „klassisch-konservativen“ Situation, sind seit über 50 Jahren mit derselben Ehefrau verheiratet, haben 4 Kinder, 8 Enkelkinder, wussten seit Jugendjahren, dass Sie Pfarrer werden wollen … Was ist Ihr Anliegen?
Interview mit Dr. med. Irene Stiltz und Thomas Klimpel, Anthroposophische Medizin (GAÄD)
„Nicht um eine Opposition gegen die mit den anerkannten wissenschaftlichen Methoden der Gegenwart arbeitende Medizin handelt es sich. … Allein wir fügen zu dem, was man mit den heute anerkannten wissenschaftlichen Methoden über den Menschen wissen kann, noch weitere Erkenntnisse hinzu, die durch andere Methoden gefunden werden und sehen uns daher gezwungen, aus dieser erweiterten Welt- und Menschenerkenntnis auch für eine Erweiterung der ärztlichen Kunst zu arbeiten.“
aus „Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst“ von Rudolf Steiner u. Ita Wegman
Heute wünschen sich die meisten Menschen eine Medizin, die wissenschaftlich und gleichzeitig ganzheitlich arbeitet. Seit 100 Jahren gibt es nun die Anthroposophische Medizin, und sie verbindet Schulmedizin und ergänzende Behandlungsformen. Der Mensch wird immer als Ganzes gesehen, mit Körper, Seele und Geist und daran orientiert sich die Diagnostik und Therapie. Krankheit hat einen Sinn für den betreffenden Menschen, und in der Heilung findet er zu einem neuen Gleichgewicht.
Interviewpartner: Dr. med. Irene Stiltz, niedergelassen seit 1996 als Allgemeinärztin mit Schwerpunkt Anthroposophische Medizin; war über 20 Jahre Schulärztin an der Bergedorfer Rudolf Steiner Schule, einige Zeit auch als Ärztin in der Sozialtherapie tätig. Mitarbeit in einem Team, das schwerkranke Patienten ambulant versorgt (Palliativmedizin). Im Zusammenhang damit entstand eine Mitarbeit in der Medizinischen Sektion in Dornach für Palliativmedizin; es wird dabei erarbeitet, was die Anthroposophische Medizin über die schulmedizinische Versorgung hinaus in der Palliativmedizin beitragen kann.
Thomas Klimpel, anthroposophischer Arzt, seit 2001 gemeinsam mit seiner Frau in einer Kassen-Hausarztpraxis in Hamburg niedergelassen. Facharzt-Ausbildung in der internistisch-anthroposophischen Abteilung im Krankenhaus Rissen. Seit 2000 auch ärztliche Versorgung von Erwachsenen mit Betreuungsbedarf in der sozialtherapeutischen Einrichtung Franziskus e.V.
Nach Darwin ist der Mensch das Zufallsprodukt eines blinden Naturprozesses. Nach der christlichen Tradition wurde er von Gott geschaffen und hat eine Sonderstellung in der Natur, weil er das einzige Wesen ist, das Gut und Böse, Wahrheit und Irrtum bewusst unterscheiden und danach handeln kann. Rudolf Steiner entwickelte durch Goethes Metamorphosenlehre eine Synthese, in der Darwins Sicht einen höheren, geistigen Sinn und der christliche Glaube eine empirische Faktenbasis erhält. Weiterlesen „Über die Evolution des Menschen und der Tiere“
Interview mit Dr. med. Wolfgang Rißmann, Psychiater
Wir erleben Grenzsituationen im Alltag, am Arbeitsplatz, im persönlichen Leben oder auch in extremen Situationen wie Krankheit, Unfällen, Tod. Man ist – zunächst – unfähig, dieser Situation zu begegnen, und die Perspektive verdunkelt sich.
Interview mit Dr. Stefan Schmidt-Troschke, Arzt und Christoph Kranich, Gesundheitsmanager
Eigentlich müsste das Gesundheitssystem den Patienten in den Mittelpunkt stellen und nach seinen Bedürfnissen ausrichten! Aber seit den 90er Jahren wird die Medizin immer mehr ökonomisiert und orientiert sich an den Bedürfnissen der Kostenträger und der Leistungserbringer. Es werden in Praxen und Krankenhäusern nur noch die Dienstleistungen gerne gemacht, die Geld bringen. Wir brauchen an dieser Stelle einen Systemwechsel: weg von der ökonomischen Orientierung, mehr Mitbestimmung im Gesundheitswesen, Erprobung von Modellen, die auf einer kleineren, teilweise kommunalen Ebene gemeinsam das Gesundheits- und Sozialsystem neu gestalten. Weiterlesen „Was wünschen wir uns vom Gesundheitssystem?“
Über die Bedeutung der dialogischen Kultur in Alteneinrichtungen
Interview mit Rembert Rauchbach, Geschäftsführer und Projektbegleiter von Alterseinrichtungen
Einsamkeit im Alter – das Kernproblem, dem wir immer mehr begegnen. Wie kommt man im Alter zu Begegnungen und Beziehungen, sei es in einer betreuten Wohnform oder in der Altenpflege. „Dialogische Kultur“ ist das Stichwort, das Einrichtungen für alte Menschen ermöglichen müssen, um attraktiv und gut zu werden.
Auch für uns selbst mit unserer Angst vor dem Alter ist die beste Prophylaxe die Umdrehung der Verhältnisse: nicht das Verdrängen wovor man sich fürchtet, sondern fragend auf den Mit-Menschen zugehen. „Das Du – das andere Ich – erhält und entwickelt mich, mein ICH.“ Weiterlesen „Worum geht es im Alter?“
Interview mit Dr. med. Wolfgang Rißmann, Psychiater
Angst ist ein ganz zentrales Gefühl, das jeder Mensch kennt, und es ist ein normaler Zustand, den wir fortwährend erleben. Angst ist ein Negativ – Phänomen, d. h., wenn das Selbstgefühl nicht ganz da ist, dann ist eben „nichts“, und dieses Vakuum saugt die Angst an. Weiterlesen „Unsere Angst“
Das Herz kann ein Organ der inneren Orientierung werden in einer Zeit, in der sich alles rasant verändert. Durch bestimmte Übungen kann man das Herz schulen für Wahrnehmung den Menschen und der Erde gegenüber und auch für spirituelle Erkenntnisse. Ganz konkrete Ergebnisse der modernen Naturwissenschaft begegnen sich bei der Herzforschung mit alten spirituellen Weisheiten.
Das führt auch zu einem anderen Denken über das Herz und seine Krankheiten, wie beispielsweise Bluthochdruck oder Angina pectoris. Weiterlesen „Das Herz – Zentralorgan des Lebens“
Rhythmen im Organismus sind ein Ordnungssystem, sind Grundlage unseres Lebens, sie gliedern Tag und Nacht, Leben und Tod, sie ordnen alle vegetativen Funktionen, versorgen uns mit Kraft, machen uns immer ganz.
Der rhythmische Wechsel von Nähe und Distanz ist grundlegend für alles soziale Handeln. So schafft Rhythmus immer auch das Ganze, denn es verbindet die gegensätzlichen Pole.
Das alles sind wichtige Aspekte, die über Gesundheit und Krankheit entscheiden. Weiterlesen „Der Rhythmus“
Interview mit Dr. med. Wolfgang Rißmann, Psychiater
Immer mehr Menschen sind heute von einer emotionalen und körperlichen Erschöpfung bedroht. Waren es vor einigen Jahrzehnten vor allem diejenigen, die in einem sozialen Beruf arbeiteten, leiden heute alle Personengruppen an einer Überlastung, die zu einem Burnout-Syndrom führen kann.
Die Menschen sind in ihrem Ich-Gefühl unsicher und zu stark außen orientiert. Es ist der moderne Mensch, anthroposophisch gesprochen die Bewusstseinsseelenentwicklung, der immer mehr auf sich selbst gestellt, aber noch hilflos ist, sich selber zu gestalten und deswegen wie „herausgesaugt oder –gepresst“ wird in die Welt. Er weiß nicht, wie er aus sich heraus die Kraft finden soll, sich selber zu definieren und mit sich umzugehen. In diesem Sinne ist ein Burnout-Syndrom eine Chance, das für sich zu finden. Weiterlesen „Burnout“
Perspektiven und Praxis aus Sufitum, Anthroposophie und moderner Herzforschung
Interview mit Dr. Seyed Mostafa Azmayesh, Sufimeister, und Markus Peters, Arzt
Mystische Traditionen und moderne wissenschaftliche Erkenntnisse kommen zu gleichen Ergebnissen. Das Herz ist das Zentralorgan, welches eine wesentliche Rolle in der Salutogenese spielt und darüber hinaus in seiner tiefsten Dimension einen Zugang zum Schöpferischen, zum Übersinnlichen bereithält.
Das Interview ist ein Vorausblick auf die gleichnamige Veranstaltung, die am Freitag, 7. Februar um 19.00 im Rudolf Steiner Haus stattfinden wird. Weiterlesen „Herzensweisheiten“
Interview mit Harry Lohse, Pfarrer und ehem. Heilpädagoge
„Ein Sinn ist dasjenige, was eine Erkenntnis vermittelt ohne Mitwirkung des Verstandes.“ (Rudolf Steiner)
Durch die Sinne erleben wir verschiedene Facetten der Welt. Indem wir sehen, riechen, hören, schmecken, tasten, nehmen wir die Außenwelt wahr. Aber um das auf ungestörte Weise zu können, muss der Mensch in seiner Leiblichkeit ebenfalls Sinne entwickelt haben, z. B. hat er durch seinen „Lebenssinn“ ein Gefühl von Wohlbefinden und Vitalität, mit dem „Eigenbewegungssinn“ kann er sich im Raum orientieren etc.
Wenn der Mensch in diesen Bereichen ein gesundes Selbstgefühl gebildet hat, kann er sich auch für Erlebnisse und Erfahrungen anderer Menschen öffnen: beispielsweise versteht er mit dem „Gedankensinn“ ihre Gedanken, mit dem „Ichsinn“ ihr Wesen.
So kann man von 12 Sinnesbereichen sprechen, die die Wahrnehmung für sich selbst, für Gefühle und Geistiges eröffnen. Weiterlesen „Die 12 Sinne“
„Sollten nicht endlich uns diese ältesten Schmerzen fruchtbarer werden?“ (Rilke Duineser Elegien)
Martin Straube, geb. 1955, anthroposophischer Arzt in Fischerhude und in Hamburg (Institut Diogenes). Mitarbeiter der Carus-Akademie. Vorstand in der Thylmann-Gesellschaft und zuständig für die Patientenakademie. Seit vielen Jahren Referent in der Fort- und Weiterbildung für Ärzte, Apotheker, Heilpraktiker und Kunsttherapeuten. Autor von Büchern und zahlreichen Aufsätzen. Vortragsredner in Hamburg. Weiterlesen „Das Trauma I und II“
Interviews mit Dr. med. Helmut Kirschner, Dr. med. Nicola Herion, Jörgen Day, Pfarrer
„Wollen Sie OrganspenderIn sein?“ Das wird uns unsere Krankenkasse in diesem Jahr zum ersten Mal fragen. Auch in den Medien ist die Organspende aktuelles Thema. So aus dem Bauch heraus hat jede/r schon eine Antwort gefunden. Aber sind wir wirklich gut informiert? Sind uns die verschiedenen Blickrichtungen des Themas bekannt?
„Organspende – wie entscheide ich mich? Medizinische, ethische und juristische Kriterien“ lautet der Titel einer Veranstaltung am 17. November im Rudolf Steiner Haus. Gespräche mit den drei Interviewpartnern zeigen verschiedene Blickrichtungen auf das Thema. Weiterlesen „Organspende“
Multitasking, Stress, nicht endende Anforderungen, Angst – das führt in unserer westlichen Welt immer mehr zu Herzerkrankungen.
Ist man vielleicht deshalb genötigt, sich mit dem Herzen zu beschäftigen, stößt man auf bahnbrechende Ergebnisse in der Wissenschaft, die über die persönliche Gesundung hinausführen. Beispielsweise reagiert das Herz auf Ereignisse, die erst in der Zukunft stattfinden. Das Herz wirkt weit über den eigenen Körper hinaus, es nimmt die Herzfrequenzen anderer Menschen wahr und auch die Veränderungen im Erdmagnetfeld. Durch bestimmte Übungen kann man das Herz und das emotionale Erleben beeinflussen und damit wirkt man auch verändernd auf die Umgebung. Weiterlesen „Mit dem Herzen sehen lernen“
Das Schicksal der Kriegskinder des Zweiten Weltkriegs
Interview mit Dr. med. Helga Spranger
Kriege verwunden – auch seelisch. Seit einigen Jahren dringt immer mehr an die Öffentlichkeit, was die damaligen Kinder im zweiten Weltkrieg erlebt haben und unter welchen Spätfolgen sie heute als ältere Menschen leiden. Viele erinnern sich erst jetzt an die lebensbedrohlichen Erfahrungen von damals. Oft bleiben solche seelischen Kriegstraumatisierungen über Jahre unbewusst, sind aber doch wirksam und lösen seelische Schäden oder psychosomatische Krankheitsbilder aus. Die Lebensgestaltung eines so traumatisierten Menschen bleibt durch die Kriegserlebnisse geprägt und kann an die nächste und übernächste Generation “vererbt“ werden. Die neue Sensibilisierung für das Thema ist eine Gelegenheit zur Verständigung zwischen den Generationen, damit aus dieser „stummen Krankheit“ (Spranger) heilende Konsequenzen gezogen werden können, sowohl auf einer individuellen als auch auf einer gesellschaftlichen Ebene. Weiterlesen „… jetzt schaffen sie es, darüber zu sprechen“
Stress, Motivationsverlust, Burnout – diese Schlagworte gehören inzwischen zu unserer Umgangssprache. In den 70er Jahren tauchten diese Begriffe in der Sozialwissenschaft auf, mittlerweile sind immer mehr Menschen von einer chronischen körperlichen und seelischen Erschöpfung betroffen. Diese Krankheiten sind eindeutig Zivilisationskrankheiten der westlich geprägten Welt. Weiterlesen „Burnout, Erschöpfungsdepression, Müdigkeitssyndrom …“
Zusammenfassung eines Vortrages von Dr. med. Christoph Meinecke, Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Berlin
Sie können sich schlecht konzentrieren, können ihre Aufmerksamkeit nicht ausreichend fokussieren, können aus Fehlern nicht lernen, sind zappelig, können sich im sozialen Rahmen nicht adäquat verhalten, reden viel, stören einfach – dies alles sind Symptome von Kindern, die unter ADHS leiden – dem sog. Aufmerksamkeits-Defizit-/Hyperaktivitäts-Syndrom. Mit ihnen und wegen ihnen leiden Eltern und Pädagogen, die an die Grenzen ihrer Möglichkeiten und Fähigkeiten kommen. Ist das alles so, weil den Kindern ein Botenstoff (Transmitter) im Gehirn fehlt, den man durch Ritalin® und Co. ersetzen kann – und dann kommt alles wieder in Ordnung? Oder gibt es (auch) andere Gründe, warum unsere Kinder heute be-unruhigter sind als das früher der Fall war? Weiterlesen „AD(H)S – ist Prävention möglich? Teil I und II“
Medizinische Fakten und ein Erfahrungsbericht zu Nahtoderfahrungen
Zusammenfassung eines Vortrages von Pim Van Lommel und Sabine Mehne
„Das Bewusstsein hört nach dem Tod nicht auf zu existieren – es besteht weiter und ist unabhängig von Gehirnfunktionen“, so die These, die der holländische Kardiologe Pim van Lommel in wissenschaftlichen Langzeitstudien erforschte. Er hat mit 344Patienten, die einen Herzstillstand überlebt hatten, diese Forschungsstudie durchgeführt. Damit kommt er zu ganz anderen Ergebnissen über Leben und Tod, als sie in der herkömmlichen medizinischen Auffassung üblich sind.
Sabine Mehne berichtet über ihre eigenen Nahtoderfahrungen. Erlebnisse mit Licht, ein Lebensrückblick, ein Bewusstsein jenseits von Zeit und Raum, ohne die Enge des physischen Körpers haben ihr Leben nachhaltig verändert. Weiterlesen „Endloses Bewusstsein“
Was macht heute eine gute Beziehung zwischen Mann und Frau aus? Was ist eigentlich Menschlichkeit und welche Rolle spielt die Liebe dabei? Inwiefern ist dieses Mann-Frau-Spannungsfeld (un-)geeignet, Menschlichkeit zu entwickeln? Diese Fragen gehören zu den wichtigsten Themen unserer Zeit, und Michaela Glöckler beleuchtete sie in ihrem Vortrag unter verschiedenen Gesichtspunkten. Vor allem ging sie dabei auf die konstitutionellen Unterschiede zwischen Mann und Frau, auf heute wichtige Beziehungsqualitäten und die spirituellen Dimensionen ein. Weiterlesen „Mann und Frau, Liebe – Macht und Ohnmacht Teil I und II“
Interview über Sexualkundeunterricht mit Dr. med. Christine Klemm, Simone Hoffmann, Dr. med. Jost Deerberg
In unserer aufgeklärten Kultur werden wir von den Medien mit Informationen zum Thema Sexualität überhäuft, aber die Frage ist: Wie lebensgemäß sind diese für junge Menschen? Gerade weil es so viele Vorlagen gibt, ist es schwer, das angemessene Wissen für sich zu finden und die Intimsphäre selbst zu gestalten.
Die drei ÄrztInnen geben Unterricht, zu zweit oder alleine, in Beziehungs- und Sexualkunde in einigen Waldorfschulen. Immer wieder wird die Bitte an die drei ÄrztInnen herangetragen, Themen aus dem Umkreis der Sexualität im Unterricht zu vertreten. Dabei geht es nicht nur um sachliche Informationen, sondern auch darum, die Schüler und Schülerinnen auf ihrem Weg in eine individuelle Intimsphäre zu unterstützen.
Interviewpartner:
Dr. med. Christine Klemm, geb. 1971, Ärztin, derzeit in Elternzeit, ehem. Waldorfschülerin, 3 Kinder; arbeitet in der Hamburger Beratungsstelle der „Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD)“; beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Sexualität und gibt seit 3 Jahren dazu in den Waldorfschulen Unterricht; seit 10 Jahren u.a. Dozentin für Gynäkologie in der Ausbildung für Physiotherapie.
Simone Hoffmann, Ärztin, geb. 1974, 2 Kinder. Autorin und Medizinjournalistin, jetzt halbtags Frauenärztin in der Praxisklinik Barmbek (konventionelle und anthroposophisch erweiterte Medizin). Außerdem Wissenschaftlerin am Institut für Sexualwissenschaft, UKE. Unterricht in Rudolf Steiner Schulen zum Thema Sexualität, Weiblichkeit, Schwangerschaft und Geburt.
Dr. med. Jost Christian Deerberg, geb. 1969, 1 Kind und zwei Zweittöchter, seit 2005 niedergelassener Kinderarzt in privater Praxis in Altona/Ottensen. Ebenfalls seit 2005 Schul- und Kindergartenarzt in den Rudolf-Steiner Schulen Altona und Wandsbek. Dozent in der berufsbegleitenden Ausbildung zum Heilpädagogen. Vortragstätigkeit.
Christine Pflug: Von wem werden Sie eingeladen, und wie gestaltet sich der äußere Rahmen Ihres Unterrichtes?
Simone Hoffmann: Bisher verläuft das noch ungeordnet. Wir arbeiten zur Zeit an einem Vorschlag für ein Konzept – denn bisher ist das Thema „Sexualität“ an den Waldorfschulen nicht verankert. Irgendwo entsteht der Bedarf an professioneller Aufklärungsarbeit in einer Klasse. Und dann werden wir angesprochen. Je nach Fragestellung kommen wir dann zu zweit oder auch alleine.
Dr. med. Jost Christian Deerberg: Der Ablauf ist normalerweise so, dass von Lehrer, Eltern oder Schülern der Impuls ausgeht, bestimmte Aspekte der Sexualität zu thematisieren. Dann werden wir als Ärzte angesprochen. Meistens findet zunächst ein Elternabend statt, dann wird der Unterricht geplant. Mehr als 2 – 4 Unterrichtsstunden haben wir leider selten.
Simone Hoffmann: Wenn wir dann als Mann und Frau in den Unterricht kommen, können wir uns aufteilen: Zuerst schauen wir uns gemeinsam das Allgemeine an, und dann trennen wir nach Jungen und Mädchen, um spezielle Fragen zu besprechen, die dann oft auch sehr schnell persönlich und individuell werden. Ich bin nicht dafür, so etwas wie den weiblichen Zyklus nur mit den Mädchen zu besprechen: Das geht alle etwas an. Aber die Qualität, die Gespräche bekommen, die Dringlichkeiten, sind anders, wenn man nur die Jungs oder nur die Mädchen unterrichtet.
der Umgang mit den sich verändernden Körpern ist eine echte Herausforderung
C. P.: Warum werden Sie in eine Klasse gerufen?
Dr. med. Christine Klemm: Von den Eltern kommen Fragen über das soziale Miteinander zwischen Mädchen und Jungen in der Pubertät, aber auch Konkurrenzsituationen von Mädchen untereinander werden mit Sorge gesehen. Der Umgang mit den sich verändernden Körpern ist eine echte Herausforderung; manchen Jugendlichen gelingt das gut und sie wirken sehr souverän, für andere wiederum ist dies (noch) gar kein Thema, einigen fällt es sichtlich schwer. Möglicherweise sorgen sich besonders Mädcheneltern um sich entwickelnde Magersucht.
J. Deerberg: Werden wir „gerufen“, geht es im Prinzip um sexuelle Aufklärung. Einmal wurde ich beispielsweise vor der Klassenreise der 8. Klasse, also für Schüler im Alter von 14 – 15 Jahren, gebeten noch schnell den Schülern zu erklären, wie „gefährlich“ sexueller Kontakt ist, d. h. dass Sex zu Schwangerschaften führen kann und wie man verhüten soll. Das war vor allem ein Anliegen der Eltern.
C. P.: Welche Fragen stellen Ihnen die Schülerinnen und Schüler?
C. Klemm: Sie haben Fragen zu vielen Themen: Schwangerschaft und Geburt; HIV, Verhütung, warum Zwillinge gleich aussehen, ob sie an verschiedenen Tagen geboren werden können etc. Es werden manchmal sensationelle oder auch verrückte Sachen gefragt – einfach, weil jemand Kompetentes da ist, der das beantworten kann. Das Interesse an der Entwicklung menschlichen Lebens ist riesengroß.
J. Deerberg: Angst ist ein großes Thema, z.B. die Angst vor einer Schwangerschaft (die ja meistens erstmal die Angst der Eltern ist). Da stößt man gleich auf ein Paradoxon, mit dem wir es zu tun haben: Wir sprechen von etwas Wunderschönem, von dem wir alle abstammen und was elementar wichtig ist und auf der anderen Seite mit großen Ängsten belegt ist.
S. Hoffmann: Solche Ängste sind ja einerseits traurig, aber eben auch berechtigt. Ich erlebe in meiner Praxis monatlich zwei bis vier unter 15 Jahre alte Mädchen, die schwanger sind. Und eigentlich alle entscheiden sich für einen Schwangerschaftsabbruch. Früh ausgelebte Sexualität ist in unserer Zeit sehr präsent – aber die mögliche Folge, nämlich als Jugendliche Mutter zu werden, ist in unserer Gesellschaft ein großes Stigma, das vom Umfeld in der Regel nicht getragen wird. Die vielen Teenagerschwangerschaften machen auch deutlich, dass übliche Aufklärungsmedien, z. B. die „Bravo“, auch viele Elternhäuser, entscheidende Dinge oft nicht vermitteln können.
Sicherheit auf Rezept statt Vertrauen und Information
Ich erlebe in meiner Mädchensprechstunde viele Mütter, die mit ihrer Tochter nach dem 13. Geburtstag zum Frauenarzt geben, um ihr die Pille verschreiben lassen, egal ob die Tochter überhaupt schon sexuelle Kontakte hat. Also: Sicherheit auf Rezept statt Vertrauen und Information. Das halte ich auch für dramatisch und einen wichtigen Grund für unseren Unterricht.
C. P.: Sind die Schüler der 8. Klasse nicht aufgeklärt?
die Zahl der Teenagerschwangerschaften steigt stark an
Dr. Christine Klemm: Sie sind technisch aufgeklärt darüber, wie es zur Schwangerschaft kommt. Das reicht aber nicht immer, um im konkreten Fall das theoretische Wissen über Verhütung in die Tat umzusetzen – schließlich geht es ja bei einer ersten intimen Begegnung um besonders aufregende Empfindungen und nicht in erster Linie um einen technischen Vorgang. Gerade weil Sexualität in den Medien eine so große Rolle spielt, haben Jugendliche (und Erwachsene oft nicht anders!) ein Gefühl, wie „es sein muss“, und das ist eine Belastung. Die Verhütung macht alles noch komplizierter, und trotzdem sind es nur 12% der Mädchen und 15% der Jungen, die beim ersten Mal gar nicht verhüten (BZgA, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung). Die meisten Jugendlichen gehen verantwortungsbewusst mit ihrer Sexualität um, doch steigt die Zahl der Teenagerschwangerschaften laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BZgA stark an.
J. Deerberg: Die Schüler kennen alles – wirklich alles – über die sogenannte Straßenaufklärung. Das geht von Mund zu Mund. Sie kennen jedes Jargonwort, aber haben kein inneres Erleben von dem sie sprechen, und es verschafft ihnen auch keinen Zugang zur Sexualität. Noch weniger verschafft es ihnen einen Zugang zu Partnerschaft und Beziehung … . Meistens sind die Kinder und Jugendlichen noch nicht von einer kompetenten Person „aufgeklärt worden“, also ohne Hemmungen mit diesem Thema konfrontiert worden – und dieses Thema ist eben viel größer – als „nur“ Sexualität.
C. P.: Auf welchem Wertehintergund sehen nach Ihrer Wahrnehmung die Jugendlichen das Thema Sexualität und Schwangerschaft?
J. Deerberg: Die letzte Shell-Studie von 2006 besagt, dass die Werte der Jugend sehr moralisch, bis hin zu konservativ sind: Wenn man zum ersten Mal mit jemand schläft, will man ihn lieben und mit ihm in einer guten und festen Beziehung stehen.
C. Klemm: Wenn man sie fragt, wollen sie später fast alle Kinder haben. Doch besonders für Frauen scheint dieser Wunsch nach Ausbildung und ersten Berufsjahren nicht so einfach zu verwirklichen zu sein – ein Fünftel der heute 40-49jährigen Frauen hat keine Kinder, bei Akademikerinnen in Westdeutschland sind es sogar 42%. Es passiert da also etwas auf dem Weg in die Erwachsenenzeit. Mir ist wichtig, Aufklärung so zu vermitteln, dass sie einerseits vor ungewollten Schwangerschaften bewahrt. Andererseits ist es schade, wenn sie so ins Blut übergeht, dass dann auch später Kinder eher als Gefahr, nicht als Bereicherung für die Biographie erlebt werden und der Mut sinkt, Elternschaft und die individuelle Entwicklung miteinander vereinen zu können. Die Frage ist doch: Wie kann ich selbst gestalten, wann, mit wem und unter welchen Umständen ich Kinder bekommen will?
S. Hoffmann: Genau. Und dazu gehört auch, zu vermitteln, dass Kinder bekommen ein Geheimnis ist, dass man nur bedingt planen kann. Jedes siebte Paar bleibt ungewollt kinderlos. Heute ist nur jede dritte Schwangerschaft, die in Deutschland entsteht, geplant. Kinder kann man nicht „machen“ – das ist vielen nicht bewusst.
C. P.: Ist Ihr Unterricht offiziell im Lehrplan enthalten?
nur 24 % der Männer vor dem 25 Lebensjahr ziehen aus dem Elternhaus aus
J. Deerberg: Es geht uns momentan darum, dass für jede Schule ein Konzept erarbeitet wird, bei dem die Lehrer dahinter stehen, mit der Unterstützung der Eltern. Aber es gibt noch kein allgemeines Konzept, wir schaffen mit unserer Unterrichtspraxis die Anfänge eines Bewusstseinsprozesses, der alle betrifft: Lehrer, Eltern und Schüler. Unser Unterricht ist häufig in die Biologie- und Menschenkundeepochen integriert. Meine Meinung ist, den Unterricht nicht „Sexualkunde“ zu nennen, sondern „Beziehungskunde“. Sexualität ist ein spezielles Phänomen der Beziehung zwischen zwei Menschen. Man muss mit den jungen Menschen ganz stark an der Beziehungsseite lernen und üben. So fordert, wie eben schon einmal erwähnt, Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, der Soziologe in Bielefeld, eine Lebenskunde an Schulen. Prof. Hurrelmann bezieht sich auf die Tatsache, daß nur 24 % der Männer vor dem 25 Lebensjahr aus dem Elternhaus ausziehen!!
C. P.: Wie wird der Sexualkundeunterricht an Staatschulen gemacht?
S. Hoffmann: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stellt Material zur Aufklärung zur Verfügung, das man sich im Internet bestellen kann. Das am häufigsten verwendete Instrument ist der sog. Verhütungskoffer, in dem verschiedenste Verhütungsmittel enthalten sind. Beispielsweise gibt es darin Kondome, und jeder darf dann mal ein Kondom aufrollen über einen Holzstab. Das ist auch nicht verkehrt, und die Schüler sind trotz Gekicher froh, das einmal erklärt zu bekommen. Aus meiner Praxis weiß ich, dass viele das nicht wissen.
Das Wissen ist zwar zugänglich, aber es wird sehr selektiv wahrgenommen
C. P.: Es ist doch erstaunlich, was in unserer mit Informationen beladenen Welt alles nicht gewusst wird!?
S. Hoffmann: Das sind Punkte, die können einem regelrecht weh tun: Das Wissen ist zwar zugänglich, aber es wird sehr selektiv wahrgenommen. Was fast alle Leute – jung wie alt – wissen z. B., wie häufig Männer und Frauen miteinander schlafen, wie alt man im Durchschnitt beim ersten Mal ist, wie man sich richtig die Schamhaare rasiert usw. Diese „Leistungsmerkmale“ werden stark wahrgenommen und sind auch präsent – aber denen entspricht kaum ein Jugendlicher und auch kein Erwachsener.
Deshalb frage ich mich, ob man unseren Unterricht nicht doch Sexualkunde nennen muss: Beziehung ist ein großes Thema und wird auch im Deutschunterricht usw. behandelt. Aber da gibt es bisher einen Bruch: Ein pädagogischer Zugang über diese bestimmte Beziehung, die wir „Sexualität“ nennen und die für Biographien zentral ist – z. B. gäbe es uns nicht, wenn unsere Eltern diese bestimmte Beziehung nicht vor Jahren eingegangen wären –, wird bisher kaum als schulische Aufgabe angenommen.
J. Deerberg: Mein Anliegen ist, dass man dieses Thema – und jetzt zitiere ich Christian Breme – nicht von „unten nach oben“, sondern von „oben nach unten“ vermittelt. Von unten nach oben wäre, dass man auf der technischen Ebene von Sexualität schaut, wie die Mechanik und die Biologie funktioniert und wie man auf dieser Ebene verhüten kann. So arbeitet hauptsächlich Pro Familia; sie verlieren den Beziehungsaspekt nicht aus dem Blick, aber der Schwerpunkt liegt auf den Techniken und auf dem Vermitteln von Wissen. Es gibt Studien darüber, dass nach 30 Jahren Aufklärungsunterricht in Deutschland, also nach den 70-er Jahren das Wissen der Jugendlichen danach stagnierte: 20% haben ein abrufbares Wissen und die restlichen 80% wissen immer noch nicht, wann eine Frau fruchtbar ist, wie man Kinder gebärt etc. Deshalb finde ich, dass dieses Prinzip „von oben nach unten“ bei dem Thema „Beziehung“ beginnt und dann zu dem Spezialfeld Sexualität kommt.
Wenn wir in die Schulen kommen, ist das frühestens in der 5. Klasse, also bei 11-jährigen, und die Schüler sind mit einer erwachenden Sexualität konfrontiert. Auch in der 8. Klasse haben die meisten noch keine sexuellen Erfahrungen. Man ist also immer noch in dem Bereich: Wie kommt es überhaupt zu so einer Begegnung? Erst wenn das im Ansatz geklärt ist und z. B. die Besonderheiten von Frau und Mann, auch im Seelischen, angesprochen sind und ein Staunen im Raum entstanden ist, lassen sich die Details begründet über Anatomie, Physiologie, wie z.B. den weiblichen Zyklus und Hormone vermitteln.
C. P.: Wir haben in den letzten Jahrzehnten enorme Umschwünge in den moralischen Werten in Bezug auf Sexualität erlebt. Noch bis in die Nachkriegszeit bekam man als Mädchen von den Eltern vermittelt, man müsse als Jungfrau in die Ehe gehen, ab den 68-ern gab es dann Parolen wie „Wer zweimal mit der Selben pennt, gehört schon zum Establishment“. Ab den 80-ern tauchte AIDS auf, und dieser liberale Umgang wurde eingeschränkt, aus Angst vor Ansteckung. Wie kommen die Jugendlichen heute zu ihren Werten?
Die SchülerInnen haben einen inneren Zugang zu dem, was falsch oder richtig sein könnte
S. Hoffmann: Ich habe eine Situation erlebt, die mich sehr berührt hat. In der 12. Klasse habe ich über verschiedene Arten, geboren zu werden erzählt, auch darüber, wie Kinder mit einem geplanten Kaiserschnitt zur Welt kommen. Es ging dann schnell um die Frage: Wer legt dafür eigentlich den Termin fest? Es hat die Schüler sehr bewegt und empört, dass ein Krankenhaus so einen Termin einfach nach organisatorischen Gesichtspunkten plant, anstatt danach zu fragen: Wann ist eigentlich für dieses Kind der richtige Moment, um geboren zu werden? In solchen Momenten spürt man: Die SchülerInnen haben einen inneren Zugang zu dem, was falsch oder richtig sein könnte. In solchen Momenten werden dann auch Werte formuliert, die etwas ganz Großes haben und weit über die eigentlich besprochene Situation hinaus gehen. Es geht nicht um Werte wie „kein Sex vor der Ehe“, sondern darum, was Liebe ist, was Menschsein bedeutet und wie man dies mit Leben füllen kann. Und natürlich geht man aus solchen Unterrichtsstunden ganz anders heraus, als man hinein gegangen ist: sehr dankbar, sehr beglückt. Denn diese Sicherheit muss man sich ja sonst immer wieder erarbeiten – und hier kriegt man sie einfach geschenkt.
J. Deerberg: Die Statistiken besagen, auch bei den Erwachsenen, dass die Deutschen immer die Familie an erste Stelle setzen. Das sind die gleichen Deutschen, die sich dann zu 50% scheiden lassen. Darin steckt schon die Antwort: Die Jugendlichen spüren diese Ideale immer mehr, aber nicht weil sie gegeben sind, sondern weil sie fehlen. So wie wir uns nach Familie sehnen, nach Sicherheit, Geborgenheit und Liebe, aber keiner weiß, wie man das erreichen kann – wir müssen das Feld vollständig neu entwickeln.
In den 68-ern wollte man sich von dem Muff der Traditionen befreien. Es wäre schön, wenn man den Jugendlichen heute dabei helfen könnte, aus ihren Idealen heraus ihren Lebensweg zu finden und nicht dem Druck zu erliegen, dass man beispielsweise mit 15 Jahren entjungfert sein muss. Heute stehen wir kulturell mit der Sexualität in einem Gleichmaß zwischen Euphorie und Depression – die sexuelle Revolution der 68’er ist vorbei und die Panik vor AIDS ist abgeflaut und einer nüchternen Betrachtung der Gefahren gewichen. Und somit haben wir die Möglichkeit einen eigenen Weg zu finden.
C. P.: Was ist Ihnen selbst ein Anliegen in Ihrem Unterricht?
S. Hoffmann: Als ich nach einem zentralen Bild gesucht habe, was mir für diesen Unterricht wichtig ist, fielen mir die 12- bis 14-jährigen Mädchen ein, die von ihren Müttern zur Frauenärztin gebracht werden. Normalerweise – ich handhabe das etwas anders – kommt dann gleich die erste gynäkologische Untersuchung und dann das Pillenrezept. Ab dann werden sie alle 6 Monate zur „Kontrolle“ einbestellt. Es entsteht eine Selbstverständlichkeit, dass die Sexualität, die Fruchtbarkeit und die intimen weiblichen Organe pharmakologisch – also durch die Pille – reguliert werden müssen, dass sie kontrollbedürftig sind und immer wieder von Ärzten unter die Lupe genommen werden müssen.
Dem möchte ich rechtzeitig etwas entgegen setzen: Freude und Sicherheit mit dem eigenen Körper, Langsamkeit und Entdeckerfreude in intimen Beziehungen. Wissen, auf das man vertrauen kann, statt Gefahren, die drohen. Genug innere Wachheit, um im Guten miteinander zu schlafen…
C. Klemm: Die Jugendlichen sind in diesen Momenten, das eigene Leben zu gestalten, sehr alleine. Es gibt so viele Freiheiten und man weiß nicht wohin. Der Ansatz der Feministinnen, sich mit dem eigenen Körper auszukennen und ein Wissen über ihn zu haben, ist heute verloren. Es geht nicht mehr darum, den eigenen Körper kennen zu lernen, um mit ihm als Werkzeug, so wie er eben ist, das Leben zu gestalten und auch anderen Menschen zu begegnen bis hin zur Sexualität. Im Gegenteil sieht es für viele junge Menschen heute eher so aus, dass der Körper, so wie er ist, korrigierungsbedürftig ist, eben nach den Vorlagen aus Film, Fernsehen, Zeitschriften, Internet. Jeden Tag in der Hamburger U-Bahn kann man Werbung dafür sehen, den Körper der jeweils aktuellen Norm entsprechend zu verändern, von der Komplettkörperenthaarung bis hin zur Chirurgie der weiblichen Geschlechtsorgane (z.B. Beschneiden der inneren Schamlippen, die oft unterschiedlich „lang“ sind). Die Hochachtung vor dem Körper als „Tempel Gottes“ und damit die Sicherheit, richtig zu sein, so wie man ist, ist vielen Menschen ganz verloren gegangen. Wir leben in einer sehr visuell betonten Kultur. Gerade in der Sexualität geht es aber auch um andere, letztlich um alle Sinne, nicht nur darum „wie sieht es, wie sehe ich, aus?“
die Fixierung auf das Visuelle und der Wunsch, körperlich Normen zu entsprechen, will ich mit den Schülern gemeinsam kritisch ansehen
Als Menschen machen wir die Reise der Menschheitsentwicklung im Kleinen noch einmal. In der Pubertät wird die Begegnung dringend gesucht, als erwachendes Weltinteresse und natürlich auch mit anderen Menschen, auch mit dem anderen Geschlecht. So gibt Rudolf Steiner für dieses Lebensalter z. B. an, dass ein spannender Unterricht, der die Lust der Jugendlichen auf die Welt weiter fördert und befriedigt, vor zu starkem und zu frühen Eintauchen in das erotische Erleben bewahren kann. Für den Lebensweg, für Arbeit und für die Begegnung mit anderen Menschen brauchen wir alle Sinne, nicht nur das Auge. Das „Wie sehe ich aus?“ und die Konzentration auf alles Visuelle ist heute für viele Menschen eine echte Hürde, die Welt und andere Menschen auch mit anderen Sinnen zu begegnen und dadurch eine umfassendere und tief befriedigende Empfindung zu bekommen, sei es in der Sexualität, in Beziehungen, bei der Arbeit etc…. Für den „Sexualkunde“- oder Lebenskundeunterricht halte ich es daher für wichtig, die Fixierung auf das Visuelle und den Wunsch, körperlich Normen zu entsprechen, mit den Schülern gemeinsam kritisch anzusehen.
Die Schüler sind dann oft sehr offen für das Wunderbare, das sich auch im Körperlichen des Menschen, in der Entwicklung zeigt.
J. Deerberg: Mir ist ein Anliegen eine Stimmung zu schaffen, die den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt mit ganz neuen Augen auf dieses Thema menschlicher Beziehungen zu schauen: So könnte – ein Gedanke von Henning Köhler aufgegriffen – der oben erwähnte Bewusstseinsprozeß dazu führen, Sexualität und Liebe als eine Kraft zu erleben, die zwei Menschen miteinander verbindet, die sie erfahren dürfen, die sie teilen – und jetzt kommt das Neue: durch welche sie sich selbst ein Stück näherkommen, d. h. ihrem wahren Ich! Das ist ein revolutionärer Gedanke, den Henning Köhler etwa so formuliert: „Du bist das Subjekt meiner Liebe“ – und nicht das Objekt – und ich ergänze!
Literatur:
Simone Hoffmann: Verhütung, Zyklus, Kinderwunsch; Knauer, Mens sana 2007. 6,95 im Buchhandel
Bart Maris Buch über Sexualkunde in der Waldpädagogik; Hrsg. Bart Maris/ Michael Zech: 1. Aufl. 2006 in Edition Waldorfschulen
Henning Köhler: „Eros als Qualität des Verstehens – über das erotische Erwachen im Jugendalter und den gemeinsamen Ursprung von Kreativität und Zärtlichkeit“ FIU-Verlag 1998
Christian Breme: siehe die Homepage von C. Breme unter www.ikaros.cc.
Merkblätter zur Pille etc. unter www.gaed.de und genau unter www.gaed.de/fileadmin/gaad/PDF/Aktuelles/Merkbl%C3%A4tter/Merkblatt-Pille.pdf
Prof. Dr. Klaus Hurrelmann: Hamburger Abendblatt vom 3.1.2009:
Shell Jugendstudie 2006 im Fischer Taschenbuch Verlag oder unter www.shell.de/jugendstudie
Interview mit Jörgen Day, Pfarrer der Christengemeinschaft
Alzheimer und Demenz nehmen epidemisch zu. Auch wenn uns das Thema unangenehm ist und Angst macht, kommen wir nicht darum, uns damit zu beschäftigen. Selbst wenn man nicht vor der überfordernden Aufgabe steht, einen Angehörigen zu pflegen, so sollte man sich vielleicht präventiv mit dem Thema beschäftigen. Denn dass diese Krankheit zunimmt, hängt mit kulturellen Faktoren unserer heutigen Zeit zusammen. So wie der Abbau des Gehirns bei Alzheimer in gewisser Sicht eine „Verholzung“ ist, kann man durch die eigene Lebensführung solche verholzenden Tendenzen verstärken oder ihnen entgegenwirken. Weiterlesen „„Das Ich lebt nur noch im Umkreis des Leibes““
Zusammenfassung eines Vortrages von Dr. med. Olaf Koob
Angst ist ein Gefühl, das heute in unserer westlichen Kultur in verschiedenen Bereichen auftaucht. Sie kann gesellschaftliche oder persönliche Ursachenhaben. Die Anlässe sind vielschichtig: politische Ereignisse und die Auseinandersetzung mit Zerstörung können Auslöser sein. Oft steht das Ohnmachtsgefühl dahinter, die Dinge nicht mehr in den Griff zu bekommen, und letztlich gibt es auch leibliche Ursachen für die Angst.
Scham gehört in polarer Weise zur Angst dazu. Scham entsteht, wenn der Mensch zu einer Individualität wird und aus der Harmonie mit den anderen heraustritt. Angst und Scham können in einer pathologischen und in einer gesunden Funktion auftreten.
In der Auseinandersetzung mit der Angst kann und soll der Mensch das Böse, „die Widersachermächte“, verwandeln. Das ist die Signatur für die der Zukunft und die eigentliche Aufgabe der Angst. Weiterlesen „„Angst und Scham – zur Psychopathologie der Gegenwart““
„Mein Erlebnis der furchtbaren Kinderarbeit in den Slums von Kalkutta führte zur Gründung des Vereins H.E.L.G.O. e.V. (Help for Education and Life Guide Organisation, Hilfe bei Erziehung, Ausbildung und Lebensführung)“.
Mehrere Jahre behandelte der Hamburger Arzt Dr. Meyer-Hamme während seiner Ferien in einer kleinen Ambulanz Menschen in den Slums in Kalkutta. Darunter waren viele Kinder, die schon ab dem 7. Lebensjahr täglich bis zu 12 Stunden unter erbärmlichen Umständen arbeiten mussten. Obwohl sie dabei oft erkranken, werden sie weiter zur Arbeit geschickt, da der Lohn für das Überleben der Familien dringend gebraucht wird.
Um dieses Übel grundsätzlich anzugehen, gründete er vor 13 Jahren ein Projekt, das für eine Schulausbildung für diese Kinderarbeiter sorgt. Weiterlesen „Hilfe für die Kinderarbeiter in Kalkutta“
Unterstützung für Menschen in Schwangerschaften – die Novalis-Stiftung von 2001
Interview mit Anna von Oertzen, Barbara Herling, Tobias Langer
Immer wieder kommen Schwangere und ihre Partner in seelische oder wirtschaftliche Notsituationen. In den Räumen der Novalis Stiftung von 2001 können sie Hilfe erhalten. Die Mitarbeiter unterstützen mit Beratungsgesprächen. Hat sich die schwangere Frau für das Kind entschieden, wird sie von einer „Patin“ begleitet. Auch wirtschaftliche Hilfen oder Vermittlung zu anderen Institutionen, Kurse, Publikationen sorgen dafür, dass das ungeborene Kind und die Mutter entlastet werden und dass ein gesellschaftliches Milieu entsteht, in dem Kinder willkommen sind. Weiterlesen „„Wo Kinder sind, da ist ein goldenes Zeitalter““
oder: „Der Mensch braucht es, für andere von Bedeutung zu sein“
Zusammenfassung eines Vortrages von Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner
Wir stehen das erste Mal in der Menschheitsgeschichte vor der Frage, wie wir mit der wachsenden Gruppe der alten Menschen umgehen werden. Das bisherige System, nämlich Altern in den eigenen vier Wänden oder im Heim, hat etwa 100 Jahre getragen, lässt sich aber nicht fortsetzen. Die gesellschaftliche Entwicklung hat uns heute dahin geführt, dass wir frei und selbstbestimmt leben wollen und uns nicht die Lasten anderer Menschen aufbürden möchten. Scheinbar … . Weiterlesen „„Unsere Gesellschaft altert““