Waldorfpädagogik heute in Ausbildung und Praxis
Interview mit Ingrid Rump und Dr. Frank Steinwachs, Leitung am Seminar für Waldorfpädagogik

Wie stehen heute Kinder und Jugendliche in einer Welt, in der die Technik und die digitale Einflussnahme dominieren? Kleine Kinder wollen sich mit der Welt, so wie sie ist, verbinden. Wie begleitet man sie dabei? Und bei Jugendlichen kann man in einem gemeinsamen Diskurs darüber sprechen: Die Welt ist vielleicht nicht nur gut, aber in der Schule lernen sie die Welt kennen und können dann verstehen, wo sie sich befinden, einbringen und handeln können. Am Ende der Schulzeit heißt es nämlich nicht mehr „Ich schaue in die Welt …“, sondern: „Ich gehe in die Welt …“.
Das und anderes sind Themen, mit denen sich die Waldorfpädagogik beschäftigen muss. Und die Ausbilder im Waldorfseminar achten darauf, dass zukünftige Lehrer/innen für diese Aufgaben vorbereitet werden.
Interviewpartner:
Ingrid Rump: Seit 2023 gemeinsam mit Frank Steinwachs in der Leitung des Waldorfseminars, mit dem Schwerpunkt Klassenlehrer/in, Einarbeitung / Mentorierung von Studierenden und Unterrichtenden. Davor hat sie 20 Jahre als Klassenlehrerin und Lehrerin für freien Religionsunterricht, sowie als Oberstufenlehrerin im Bereich Mathematik, Kunst u.a. in Graz/Österreich gearbeitet. Sie hat in Hermannstadt / Rumänien eine Waldorfschule gegründet und dort 7 Jahre gearbeitet. Seit insgesamt 33 Jahren tätig im Bereich Waldorfpädagogik. Seit 2015 ist sie in der Lehrer:innenbildung, seit 2022 am Hamburger Seminar, das seit 2023 ein neues duales Format für die Ausbildung anbietet.
Dr. Frank Steinwachs: Seit 2023 in der Leitung des Waldorfseminars, um den Masterstudiengang zu begleiten. 20 Jahre Oberstufenlehrer, zwei Jahre am Gymnasium, nach dem Referendariat unterrichtete er in der Waldorfschule Berlin-Mitte und Hitzacker Deutsch, Geschichte, Sozialkunde, phasenweise auch Geografie. Seit 2006 ist er in der Lehrer:innenbildung, seit 2020 am Hamburger Seminar, das seit 2023 ein neues duales Format für die Lehrer:innenbildung anbietet.
Christine Pflug: Wo stehen heute Kinder und Jugendliche, und dann in der Folge, was braucht das von der Schule?
Ingrid Rump: Ich beginne mit den kleinen Kindern: Sie kommen in eine Welt, die vielfältig ist. Die Natur steht nicht mehr so im Vordergrund, denn der Mensch hat sich seinen Platz in der Welt geschaffen. Hier geht es viel mehr um die digitale Ebene und die Technik, die das Leben vermeintlich erleichtern sollen. Die Kinder sind oft stark mit ihr verbunden. Sie müssen einen Zugang finden, wie sie mit der Technik und der virtuellen Welt, die jetzt neue Räume geöffnet haben, umgehen. Diese Welt stellt nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern oder Erziehungsberechtigten eine Herausforderung dar.
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